Das Parforcehorn ist ein Blechblasinstrument, das seinen außergewöhnlichen Namen dem speziellen Einsatz auf sogenannten Parforcejagden verdankt – Hetzjagden, die vor allem im 17. und 18. Jahrhundert als gesellschaftliche Ereignisse an europäischen Adelshäusern sehr beliebt waren. Heute ist das Parforcehorn zwar immer noch mit dem Thema Jagd verbunden, aber längst nicht mehr in seiner ursprünglichen Ausschließlichkeit.
Parforcejagd – in Deutschland verboten
Parforcejagden sind Hetzjagden, bei denen Wild wie Hirsche, Füchse oder Wildschweine von einer Hundemeute gejagt werden. Die Jäger folgen den Hunden dabei auf Pferden.
Von der Popularität der Jagdform im 18. Jahrhundert zeugt zum Beispiel die „Parforceheide“ zwischen Berlin und Potsdam, ein großes Waldgebiet, dessen Name darauf zurückgeht, dass König Friedrich Wilhelm I. in der Mitte des 18. Jahrhunderts dort Parforcejagden durchführte und auch ein zugehöriges Jagdschloss errichten ließ.
In Deutschland sind Parforcejagden schon lange und in England seit gut zehn Jahren verboten. In anderen Ländern, beispielsweise in den USA und Frankreich, finden sie aber nach wie vor statt. Der Begriff „Parforce“ stammt aus dem Französischen: „par force“ heißt so viel wie „zwangsweise“, „mit Druck“, „mit Kraft“ oder „mit Gewalt“.
Einsatz von Parforcehörnern
Ursprünglich wurden Parforcehörner bei den Hetzjagden eingesetzt, damit die berittenen Jäger sich auch über weitere Distanzen – Parforcejagden finden auf sehr großen, kilometerweiten Landschaftsflächen statt – untereinander über Signale verständigen konnten, während sie der Hundemeute folgten. Der Klang der Signalhörner ist durchdringend und trägt weit.
Jagdsignale, Hubertusmessen und Bläsergruppen
Auch heute werden Parforcehörner noch zum Blasen traditioneller Jagdsignale eingesetzt, sie werden aber darüber hinaus auch in Fanfarenzügen und Bläsercorps geblasen. Bei Hubertusmessen – der hl. Hubertus ist der Schutzpatron der Jagd und die Hubertusmesse eine Art Erntedankfest der Jäger – spielen in Es gestimmte Parforcehörner eine tragende Rolle. In B gestimmte Parforcehörner werden häufiger zusammen mit Fürst-Pless-Hörnern geblasen.
Zwei Grundstimmungen
Es gibt Parforcehörner, die in Es und andere, die in B gestimmt sind. Darüber hinaus gibt es auch spezielle Modelle (oft als „Doppelhörner“ bezeichnet), bei denen man über ein Umschaltventil zwischen den beiden Grundstimmungen wechseln kann. Der Vorteil eines solchen Doppelhorns liegt auf der Hand: mit nur einem Instrument hat der Bläser die Möglichkeit, sein Horn sowohl bei Gelegenheiten zu spielen, in denen vor allem Es-Spielstücke verlangt werden (z. B. Hubertusmessen), als auch in den für die Stimmung B typischen gemischten Bläsergruppen.
Naturhörner – unterschiedlich lang, unterschiedlich hoch
Normalerweise haben Parforcehörner keine Ventile, sind also Naturtoninstrumente. Aber auch hier gibt es wieder eine Ausnahme, denn es gibt auch B-Parforcehörner mit drei Ventilen, ähnlich wie bei einer Trompete. Auf dem gängigen, ventillosen Es-Parforcehorn können mehr Naturtöne (16) als auf dem gängigen B-Parforcehorn (12) erzeugt werden. Die Rohrlänge des Es-Parforcehorns (ca. 4,15 m) ist länger als die des B-Parforcehorns (ca. 2,70 m), sodass das Es-Horn tiefer klingt als die B-Variante.
Große Windung zum Schultern
Parforcehörner können eine oder mehrere Windungen haben. Hat das Horn nur eine Windung, ist es entsprechend ausladend. Durch diese ursprüngliche, große Form – die Konstruktionen mit mehreren Windungen erfolgten erst später, um kompaktere Instrumente für den Einsatz in Orchestern zu schaffen – konnte das Parforcehorn von den berittenen Jägern während des Reitens gut quer über die Schulter gehängt werden, indem sie mit dem Kopf und einem Arm durch die Windung „hindurchschlüpften“.
Moderne Parforcehörner verfügen über eine Umwicklung aus Leder oder Kunstleder, die das Instrument beim Halten griffiger macht und das Horn gleichzeitig vor Handschweiß schützt. Gängige Materialien für das Parforcehorn sind Messing und Goldmessing.
Quellen/Fotos:
commons.wikimedia.org/wiki/File:Tod_eines_Hirsches.jpg
de.wikipedia.org/wiki/Hubertusmesse
de.wikipedia.org/wiki/Parforceheide
de.wikipedia.org/wiki/Parforcehorn
de.wikipedia.org/wiki/Parforcejagd
jagd-ww.de/jagdpraxis/jagdliches-brauchtum/
kellerjagdhorn.de/11.htm
parforcehornmusik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=58:die-verschiedenen-jagdhornarten&catid=40:instrument-jagdhorn&Itemid=88
pixabay.com/de/jagdhorn-instrument-musik-kupfer-1437511/