Rainer, einer unserer Spezialisten aus der Abteilung Live & Studio, mischt an so manchem Wochenende in seiner Freizeit mit viel Enthusiasmus und Fingerspitzengefühl kleinere Livekonzerte ab. Mit seinem Know-how sorgt er dafür, dass sich sowohl die Bands als auch das Publikum über einen optimalen Sound freuen dürfen.
Wir haben Rainer gefragt, welches Equipment sich für kleinere Live-Gigs eignet. Die Gegebenheiten: der Konzertbereich hat ein Fassungsvermögen von um die 300 Personen, es handelt sich um einen relativ weitläufigen, offenen, nicht allzu hohen Raum und es treten immer mehrere Bands pro Abend auf.
Welches Equipment verwendest Du, wenn Du Konzerte in Locations wie diesen abmischst?
Rainer: „Meist geht es darum, mehrere Bands an einem Abend ohne große Umbaupausen mischen zu können. Ich habe mich deshalb für ein Allen & Heath QU-24 Digitalmischpult und die digitale Stagebox AR 24/12 entschieden. Damit lassen sich für jede Band alle Einstellungen speichern und bei Bedarf auf Knopfdruck wieder abrufen. Die Signale werden direkt auf der Bühne digitalisiert und können so verlustfrei an das FOH-Mischpult übertragen und die 24 Input-Signale dort bearbeitet werden. Für die Rückspielwege bietet das Mischpult insgesamt 12 Ausspielwege. Ich nutze diese für die Ansteuerung der Mastersumme, Bühnen- und In-Ear-Monitore.“
Welche weiteren Vorteile bietet das digitale Mischpult?
Rainer: „Vor dem eigentlichen Auftritt wird ja – in der Regel ohne Publikum – ein Soundcheck gemacht. Dabei mischt man den Sound fürs Publikum, aber auch den Sound auf der Bühne für die Künstler. Angenommen, drei Bands brauchen für ihre Performance jeweils 24 Kanäle, dann müsste das Mischpult – wenn es kein digitales Mischpult wäre – schon 72 Kanäle haben. Wenn man dagegen mit einem digitalen Mischpult agiert, lassen sich alle zu bearbeitenden Misch-Parameter einer Band wie im Tonstudio bearbeiten, einstellen, abspeichern und auf Knopfdruck wieder abrufen.
Das heißt: ich mache die Soundchecks mit den Bands – und zwar in beliebiger Reihenfolge, wie’s gerade passt! – und rufe diese gespeicherten Band-Parameter bei laufendem Event einfach wieder auf. Digitale Mischpulte verfügen mittlerweile über einen ausgezeichneten Klang und viele kreative Möglichkeiten in der Signalbearbeitung. Dadurch werden auch anspruchsvolle Produktionen in der technischen Umsetzung perfekt unterstützt.“
Du hast erwähnt, dass am Mischpult 24 Input-Signale bearbeitet werden können. Um welche Signale handelt es sich bzw. wie setzt sich die Zahl 24 zusammen?
Rainer: „Typischerweise belegt man beispielsweise Kanal 1 mit „Kick in“, das heißt mit dem Mikro im Innern der Bassdrum, Kanal 2 mit „Kick out“, also dem Mikro außen an der Bassdrum, Kanal 3 mit der Snare Drum von oben, Kanal 4 mit der Snare von unten, Kanal 5 mit dem Hi Hat, Kanal 6 mit einem Overhead-Mikrofon links, Kanal 7 mit einem Overhead-Mikro rechts, Kanal 8 mit dem ersten Hängetom, Kanal 9 mit dem zweiten Hängetom, Kanal 10 mit der Standtom, Kanal 11 mit dem Bass über die DI-Box, Kanal 12 mit dem Bass via Mikrofonabnahme, Kanal 13 mit der E-Gitarre und so weiter. – Wobei da wirklich jeder Techniker sein Setup so zusammenstellt, wie er es eben gewohnt ist.“
„Das sind alles Signale, in unserem Fall eben bis zu 24, die von der Bühne (Stagebox) ins Mischpult gehen. Genauso wichtig sind aber auch die Signale, die umgekehrt vom Mischpult zur Bühne laufen. Das sind dann die 12 Rückspiel- oder Ausspielwege, von denen ich vorhin gesprochen habe. Um auch hier wieder ein konkretes Beispiel zu bringen: Die Ausgänge 1 bis 6 steuern die Monitore 1 bis 6 an, Out 7 bis 10 könnten für zwei Stereo- oder vier Mono-In-Ear-Systeme verwendet werden und die Ausgänge 11 und 12 sind für die Master links und rechts, also letztendlich für die Beschallung des Publikums, zuständig.“
Richtet sich die Größe bzw. Ausstattung eines Mischpults auch nach der Größe des Veranstaltungsraums?
Rainer: „Für große Events sollte man auf eine entsprechende Qualität zurückgreifen, das heißt aber nicht, dass digitale Pulte zwangsweise groß sein müssen, um eine große Bühne bedienen zu können. Ein kompaktes Yamaha QL1 könnte beispielsweise bis zu 64 Eingänge und 64 Ausgänge über ein DANTE-Netzwerk abbilden.“
Heißt das, dass man zum Beispiel ein großes Bläserensemble mit sehr vielen Musikern mit dem Yamaha QL1 gut abmischen könnte, während das Allen & Heath QU-24 wegen der begrenzten Anzahl an Eingängen für diesen Zweck nicht geeignet wäre?
Rainer: „So kann man das sagen, das QU-24 kann digital maximal 24 Mono-Inputs und 12 Outputs bedienen.“
Welches Beschallungssystem nimmst Du für kleinere Live-Gigs?
Rainer: „Als Beschallungssystem laufen jeweils links und rechts ein kleiner Line Array und zwei 18-Zoll-Subwoofer der Firma Harmonic Design.“
Warum ist dieses System in Deinen Augen ideal?
Rainer: „Das hd No3Pack ist eine passive Zweiwege-Systembox, bei der das Top äußerst neutral und sehr natürlich klingt. Es zeichnet sich durch eine unverfälschte Wiedergabe bis in den Grundtonbereich und eine sehr hohe Rückkopplungssicherheit aus. Bestückt sind diese Line Arrays mit drei 8″-Tief-/Mittelton- und sechs 1″-Hochton-Lautsprechern, die an einen durchgehenden Waveguide gekoppelt sind. Dadurch lässt sich ein sehr gleichmäßiges, horizontales Abstrahlverhalten erzeugen. – Und gerade das ist in vielen Locations wichtig, wo das System aufgrund der Bühnenposition und der Raumsituation breit strahlen können muss. Im Bass arbeiten zwei hd Sub18 Subwoofer in Bassreflexabstimmung. Sie verfügen über ein 18″-Langhub-Chassis, das der 5″-Schwingspule einen linearen Membranhub von 30 mm erlaubt. Dies ermöglicht extrem hohe Dauerbelastbarkeiten von bis zu 7.000 Watt.“
Wenn es sich nicht um einen offenen, relativ breiten Veranstaltungsraum handelt, sondern um eine Location, die eher lang und schmal, also etwas schlauchförmig ist – welche Veränderungen würdest Du dann bei der Wahl des Beschallungssystems treffen, um eine optimale Lösung zu präsentieren?
Rainer: „Keine, denn genau dafür ist ein Line Array da – um solche Mankos auszugleichen. Das Line Array hat sowohl horizontal als auch vertikal einen definierten Abstrahlwinkel. Und auch in der Tiefe ist ein Line Array einem konventionell arbeitenden Boxenkonstrukt immer überlegen.“
Glossar
DANTE
Digital Audio Network Through Ethernet
Stagebox
Eine Stagebox (auch: Audio-Rack) ist ein Gehäuse mit Steckbuchsen für Audiosignalkabel. Sie ist praktisch die Verbindung zwischen Bühne und Mischpult.
FOH-Mischpult
Mischpult, das im Publikumsbereich platziert ist. FOH ist die Abkürzung für „Front of House“ und meint: vor der Bühne. Im Gegensatz dazu steht der Begriff „Back of House“ (BOH), der gleichbedeutend mit dem gängigeren Ausdruck „Backstage“ ist: hinter der Bühne.
Grundtonbereich
Frequenzbereich, der vor allem die tieferen, „wärmeren“ Töne – allerdings oberhalb der typischen Bassfrequenzen – abdeckt. Bei Blasinstrumenten ist der Grundton der tiefste Naturton, der auf diesem Instrument gespielt werden kann.
Hub
Ausmaß einer Bewegung; zum Beispiel Bewegung einer Schwingspule oder auch der Membran von A nach B.
Line Array
Lautsprechersystem, wobei mehrere Lautsprecherelemente übereinander statt nebeneinander angeordnet sind.
Passivbox
Lautsprecherbox, die über einen externen Verstärker angesteuert wird. Im Gegensatz dazu haben Aktivboxen einen eingebauten Verstärker.
Waveguide
Bauteil, mit dem ein kontrolliertes Abstrahlverhalten durch Bündelung der Schallwellen forciert wird.
Zweiwege-Box
Verfügt i. d. R. über einen Bass-/Mittelton- und einen Hochton-Lautsprecher.