Im Mai war Dirk Brand, einer der meistgebuchten Live- und Studiodrummer Deutschlands, im Rahmen eines Drum-Workshops zu Gast bei uns. Im Anschluss an den Workshop hatte ich Gelegenheit, ein Interview mit Dirk zu führen.
Dirk Brand, 1969 in Westfalen geboren, spielte schon in jungen Jahren wie besessen Schlagzeug. In Los Angeles studierte Dirk am „Percussion Institute of Technology“ und wurde dort unter anderem von Ralph Humphrey (1973 Schlagzeuger bei Frank Zappa) unterrichtet. Dirk Brand war viele Jahre Dozent an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und ist seit sechs Jahren Leiter des Berufs-Studiengangs Schlagzeug an der RPJam (Rock-, Pop-, Jazz-Akademie Mittelhessen). Dirk Brand ist außerdem langjähriger Endorser für Roland Musik.
Wann warst Du eigentlich zum letzten Mal selber als Besucher auf einem Konzert?
Dirk: Ouuu – als Besucher?! Das ist echt schon lange her! Meistens stehe ich ja selbst auf der Bühne, da bleibt nicht so viel Zeit. … Ich glaube das letzte Konzert, auf dem ich wirklich als Besucher war, das war Toto. Genau – Simon Phillips hatte mich eingeladen. Das ist jetzt aber schon zweieinhalb Jahre her, das war in Amsterdam.
Welche Projekte stehen jetzt so in nächster Zeit an?
Dirk: Da ist einiges! – Ich trommle ja seit drei Jahren fest bei der Gruppe AXXIS. Das ist melodic Heavy Metal/Hardrock. Demnächst sind wir unterwegs mit den Pretty Maids, mit Bonfire, dann kommen auch Gigs in Spanien und in Frankreich … AXXIS hat dieses Jahr 25jähriges Jubiläum, da sind also relativ viele Sachen, die noch anstehen. Dann mache ich im August was mit dem belgischen Dance-Vocal-Performer Milk Inc. – Ja, und in Sachen Schlager bin ich dann halt auch noch recht viel unterwegs. – Die Mischung macht’s!
Ja – hört sich ja auch wirklich nach einer interessanten Mischung an! Du wirst ja als Drummer zu vielen Acts dazugebucht, hast Du vorhin auch schon beim Workshop erzählt. Hast Du da – jetzt zum Beispiel auch, wenn Du von Heino oder Marianne Rosenberg sprichst – noch irgendwie Kontakt zu den anderen Bandmitgliedern? Oder kann man sich das so vorstellen, dass es oft eigentlich gar keine richtigen festen Bands mehr gibt?
Dirk: Ein bisschen hast Du’s schon vorweggenommen, ein bisschen ist es in der Tat so. Aber es kommt immer darauf an. – Es gibt so eine Art Künstlerpool, das heißt die Leute, die dann auf der Bühne stehen, die kennt man in der Regel auch. Das sind Leute, die aus ganz Deutschland kommen und irgendwo triffst Du dann auch immer Leute, die Du schon kennst, das auf jeden Fall. Und dann ist es natürlich auch so: Da vieles nach Noten geht, ist man als Musiker immer auch ein bisschen austauschbarer. Aber das ist natürlich auch ein Vorteil. Wenn mal was ist – einer wird krank oder ist zeitlich anders verhindert – dann ist das nicht so dramatisch. Dann kann man eben auch mal kurzfristig Ersatz besorgen und mit Aushilfen arbeiten. Für mich liegt der Reiz darin, in kürzester Zeit meinen Job so gut wie möglich zu machen.
Eigentlich hast Du ja so eine Art „Schlagzeuger-Dauer-Notdienst“. Nimmst Du Dir auch mal eine Auszeit oder ganz gezielt Urlaub?
Dirk: Ja, in den meisten Fällen bin ich tatsächlich ständig verfügbar. Und mit dem Urlaub ist das so ein Ding – jeder, der Musik macht, weiß, dass das gar nicht so einfach ist. Der Grund dafür, dass ich so viele Jobs habe, ist natürlich auch, dass ich immer versuche, präsent zu sein. Die Jobs liegen eben nicht mehr einfach auf der Straße.
Und trotzdem nimmst Du Dir beispielsweise noch die Zeit, Leute zu Dir ins Münsterland einzuladen und für einige Stunden gezielt Unterricht zu geben. Das hört sich an, als ob Du jede freie Minute, die Du hast, in die Musik steckst.
Dirk: Ja, das ist wohl tatsächlich auch so. Ich bin dankbar, als Schlagzeuger arbeiten zu dürfen und zu können. Und wenn ich mein Wissen weitergeben kann, egal ob an Jung oder Alt, mache ich das nur allzu gerne. Und es ist ganz einfach auch so: Man kann von so vielen tollen Menschen selber immer etwas lernen – jetzt nicht nur, was das Trommeln angeht – und von daher mache ich das gerne und ich finde: Immer wenn man was gibt, kommt auch was zurück.