„Für die Kinder war das Musikprojekt ein super Erlebnis!“

Ein Freund eines unserer Kollegen war vor einigen Monaten gemeinsam mit seiner Frau in Kenia, um dort Kindern im Rahmen des Hilfsprojekts „Nice View“ Musikunterricht zu geben. „Luggi“ Ludwig Haggenmiller reiste mit zwei Instrumenten unterm Arm aus Deutschland ab und kam mit unvergessenen Eindrücken im Gepäck zurück.

Der gemeinnützige Verein Projekt Schwarz-Weiß e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, bedürftigen Menschen, vor allem aber Kindern, in Kenia zu helfen. Der Verein wurde 1997 von der aus dem Landkreis Neu-Ulm stammenden Gudrun Dürr gegründet, nachdem sie mit ihrer Familie einen Urlaub an der Südküste Kenias verbracht hatte und tief ergriffen von den krassen Gegensätzen der Region gewesen war: „Hier die schicken Hotels und Badestrände von Diani, dort für jeden sichtbares Elend am Straßenrand.“

Gudrun Dürr erwarb privat ein Grundstück und begann mit dem Bau des ersten Kinderdorfes „Nice View“. Inzwischen gibt es neben diesem zuerst entstandenen Kinderdorf, in dem schon mehr als 70 Waisenkinder aufgenommen werden konnten, auch ein kleines Krankenhaus, eine Schule, einen Kindergarten sowie weitere angegliederte Einrichtungen wie beispielsweise eine Schreinerei.

Die vielen unterschiedlichen Bereiche des Projekts bieten nicht nur Hunderten von Kindern aus ärmsten Verhältnissen Schutz und Hilfe, sondern fungieren gleichzeitig auch als Ausbildungs- und Arbeitsstätten. Seit 2012 sind alle Teilprojekte unter der Nice View Trust Foundation zusammengefasst. Gudrun Dürr wurde 2019 für ihre Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

 

 

Luggi, wie bist Du auf das Projekt Schwarz-Weiß e.V. bzw. Nice View aufmerksam geworden, für das Du Dich engagierst?

Ich kenne das Projekt durch meine Frau. Meine Frau ist mit der Tochter der Gründerin Gudrun Dürr in Roggenburg zusammen aufgewachsen. Und so war sie auch schon vor mir in Nice View in Kenia, letztes Jahr, zur Hochzeit ihrer Freundin Denise, der Tochter von Gudrun Dürr.

Wie entstand die Idee, den Kindern im Kinderdorf Nice View Musikunterricht zu geben?

Die Idee zum Unterrichten entstand dadurch, dass ich selbst Musiklehrer bin. Ich unterrichte an der „Marien-Realschule“ und an der „Ludwig Hahn Sing- und Musikschule“ in Kaufbeuren. Ich bin Lehrer für Posaune, Bariton, Tenorhorn, Alphorn und Trompete.

 

Luggi bringt einem Mädchen aus dem Kinderdorf Nice View in Kenia das Posaune spielen bei.

 

Welche Instrumente hast Du den Kindern beigebracht bzw. nähergebracht?

Wegen der Gepäckbeschränkung konnte ich leider nur zwei Instrumente mitnehmen. Ich habe mich schließlich für Trompete und Posaune entschieden. Und die konnte ich dankenswerterweise als Spende organisieren: die Posaune vom Musikhaus Frei und die Trompete von Euch. Noten und CD-Material habe ich dann noch selbst beigesteuert.

Wie lange hast Du den Kindern Musikunterricht gegeben?

Ich habe so gut wie die ganzen Weihnachtsferien über in Nice View unterrichtet. Aber erst einmal haben wir dort alle gemeinsam für Heiligabend geprobt. Meine Frau ist Sängerin und hatte mit dem Nice-View-Kinderchor auch schon anlässlich der vorhin erwähnten Hochzeit im vergangenen Jahr Lieder einstudiert, konnte uns also super unterstützen. An Heiligabend haben die Kinder und meine Frau gesungen, ein Musiklehrer aus der Schweiz hat Keyboard gespielt und ich Schlagzeug. Das Schlagzeug, das ich da benutzt habe, war übrigens das original Schlagzeug von der österreichischen Band EAV – Erste Allgemeine Verunsicherung. Es war jedenfalls ein super Heiligabend mit allen Kindern, Erzieherinnen, der Familie Dürr, dem Schweizer Musiklehrer und uns. Insgesamt waren wir ungefähr 80 Personen.

Wie viele Schüler waren an dem Musikprojekt beteiligt?

Es waren 30 Schülerinnen und Schüler, die die Instrumente ausprobiert haben. Der Unterricht fand immer am späten Nachmittag in kleineren Gruppen statt. Die meisten Schüler waren Kinder, aber es waren auch ein paar ältere Teilnehmer dabei. Insgesamt hatten wir eine Altersspanne von 4 bis 22 Jahren. Alle, die mitgemacht haben, leben dauerhaft in Nice View. Es gibt auch noch weitere Kinder, die zwar nicht in Nice View leben, aber dort die Schule besuchen. Diese Schüler – es sind um die 250 – hatten zu der Zeit allerdings gerade Weihnachtsferien und waren deshalb leider nicht dabei.

 

Luggi mit dem Mädchen aus Nice View, dem er Posaune beibringt.

 

Wie haben die Kinder den Unterricht aufgenommen?

Für die Kinder war das ganze Musikprojekt ein super Erlebnis und mit den beiden Instrumenten gab’s natürlich auch noch zwei Weihnachtsgeschenke obendrauf! Insgesamt war es absolut spürbar, dass die Kinder in Nice View auf jeden Fall viel mehr Interesse und Begeisterung für die ganze Sache und die Instrumente gezeigt haben, als das hier bei uns der Fall wäre.

Welche Eindrücke hast Du sonst noch mit nach Hause genommen?

Meine Eindrücke von Nice View sind rundum einfach sehr, sehr positiv. Gudrun Dürr, die von den Kindern ja als „Mama“ angesprochen wird, hat mit ihrer Arbeit wirklich sehr vielen Kindern das Leben gerettet und ihnen eine Zukunftsperspektive gegeben. Es sind wirklich so nette Kinder, die Familie Dürr ist einfach super und das Land auch. Wenn man in Kenia ankommt, landet man einfach in einer anderen Welt, da ist schon sehr Vieles ganz anders als hier bei uns im Allgäu … Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Frau und ich wieder einmal nach Kenia reisen, um Nice View zu besuchen!

 

Ein Junge aus Nice View mit Trompete.

 

 

Quellen/Fotos:
Ludwig Haggenmiller
kenia-hilfe.com

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Von Jutta Kuehl

Jutta Kühl, PR und Texterin bei Musikhaus Kirstein GmbH.