Bezeichnung der Teile bei Streichinstrumenten am Beispiel der Violine

Decke

Die Decke, also die Oberseite des Korpus, wird bei Streichinstrumenten meistens aus massivem Fichtenholz gefertigt. Sie hat großen Einfluss auf den Klang des Instruments.

Fichtenholz ist leicht, weich und verfügt über eine hohe Elastizität. Fichtendecken lassen sich extrem gut in Schwingung versetzen. Allerdings ist Fichte weniger gut in der Lage, einen Ton dann auch zu halten. Diese Eigenschaft, länger nachzuschwingen, hat wiederum Ahornholz. Deshalb wird Ahornholz auch meist für die Zargen und den Boden von Streichinstrumenten verwendet.

Die Decke ist bei Streichinstrumenten gewölbt und hat zwei Schalllöcher in f-Form. Gewölbte Decken werden traditionell geschnitzt – früher durchgehend von Hand, heute oft auch mit Hilfe computergesteuerter CNC-Fräsen.

F-Loch

Während die Schalllöcher von Gitarren meistens rund sind, haben Streichinstrumente typischerweise Schalllöcher in f-Form.

In einer 2015 von US-Forschern durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchung stellte sich heraus, dass die Form dieser F-Schalllöcher tatsächlich eine wesentliche Rolle für den Klang spielt. Je länger und schmaler das Schallloch, desto optimaler der Luftstrom, der durch die F-Löcher aus dem Korpusinneren herausströmt und desto schöner die Klangfülle.

Wissen kompakt Platzierung des Stimmstocks über das F-Loch

Der Stimmstock (auch "Seele" oder "Stimme" genannt) ist ein wichtiger Bestandteil des Streichinstruments. Der kleine Holzzylinder wird über das F-Loch im Inneren des Instruments platziert. Der Stimmstock wird zwischen Decke und Boden eingeklemmt und hat, auch abhängig von seiner genauen Positionierung, sehr großen Einfluss auf den Klang und die Lautstärke eines Streichinstruments.

Feinstimmer

Sehr oft (aber nicht zwangsweise) haben Streichinstrumente sogenannte Feinstimmer, mit denen es möglich ist, die zugehörige Saiten besonders präzise zu stimmen (ein Feinstimmer ist immer einer Saite zugeordnet; man kann einen oder mehrere Feinstimmer am Instrument einsetzen). Feinstimmer werden am Saitenhalter angebracht und zum Stimmen der Saiten zusätzlich zur normalen Stimmmechanik (Wirbel) eingesetzt.

Gestimmt wird über eine kleine Schraube, die Bestandteil des Feinstimmers ist. Feinstimmer sind als Bauteil am Instrument austauschbar und wurden entwickelt, um die Spannung vor allem der gebräuchlichen Stahlsaiten möglichst fein justieren zu können. Lässt sich ein Feinstimmer bzw. dessen Justierschraube nicht mehr einwandfrei drehen, hilft ein Tropfen Öl (z. B. Nähmaschinenöl).

Griffbrett

Griffbretter müssen den Druck der Saiten möglichst gut "aushalten" können, also gewissen mechanischen Herausforderungen standhalten, und werden unter anderem aus diesem Grund normalerweise aus möglichst harten Hölzern gefertigt. Ein besonders beliebtes Material für Griffbretter ist Ebenholz. Im Gegensatz zu Gitarren haben Streichinstrumente keine Bünde. Man muss als Streicher also in der Lage sein, die richtigen Töne auch ohne diese Orientierungshilfe zu finden.

Wissen kompakt Überholung des Griffbretts nur durch Fachleute!

Auch wenn Griffbretter aus sehr strapazierfähigen Hartholzsorten hergestellt werden, so kommen sie um verschiedene Macken und Abnutzungen im Laufe der Zeit nicht herum. Typisch sind zum Beispiel kleine Kratzer auf der Griffbrettoberfläche, die durch defekte Saiten, deren Umwicklung sich teilweise gelöst hat, entstehen können. Aber auch die ganz normale Abnutzung der glatten Oberfläche durch das Schwingen bzw. Aufschlagen der Saiten lässt sich nach einer gewissen Zeit nicht vermeiden. Reparaturen bzw. Überholungsarbeiten am Griffbrett sollten grundsätzlich nur von Fachleuten durchgeführt werden.

Kinnhalter

Kinnhalter kommen beim Spielen von Violine und Viola zum Einsatz. Sie werden am Instrument befestigt und sorgen für einen guten, komfortablen Halt des Instruments zwischen Kinn und Schulter. Kinnhalter gibt es in vielen unterschiedlichen Formen und Ausfertigungen (Tiefe der Mulde, Material).

Saitenhalter

Am Saitenhalter werden die Saiten des Streichinstrumentes fixiert. Während Saitenhalter bei Gitarren in den meisten Fällen fest an der Korpusdecke fixiert sind, sind sie bei Streichinstrumenten "lose", das heißt sie sind nur mit ihrem unteren Ende über eine sogenannte Henkelsaite am Endknopf (Violine und Viola) bzw. am oberen Teil des Stachels (Cello und Kontrabass) des Streichinstrumentes befestigt, während der Rest, also im Prinzip die komplette Fläche des Saitenhalters, über dem Instrumentenkorpus quasi in der Luft schwebt.

Der Saitenhalter ist normalerweise aus demselben Holz gefertigt wie das Griffbrett und die Wirbel des Instruments. Die Saiten werden am Saitenhalter im ungespannten Zustand einfach durch Einhängen befestigt, dann über den Steg und den Sattel zum entsprechenden Wirbel geführt und dort fixiert, aufgewickelt und gespannt.

Sattel

Der Sattel – auch "Obersattel" genannt – befindet sich am Ende des Griffbretts vor dem Wirbelkasten. Seine Funktion besteht darin, die Saiten zu führen, also dafür zu sorgen, dass sie in ihrer Position nicht verrutschen. Zu diesem Zweck befinden sich im Sattel eingearbeitete Kerben, durch die die Saiten laufen. Hängen die Saiten zu fest in den Kerben, führt dies zum schnelleren Reißen der Saiten.

Schnecke

Die Schnecke bildet den charakteristischen Abschluss des Instrumentenhalses bzw. des Wirbelkastens und ist oft ein Kunstwerk für sich. Sie hat eine rein dekorative Funktion.

Steg

Der Steg überträgt die Saitenschwingungen auf den Korpus des Instruments. Bei Streichinstrumenten ist der Steg "lose", das heißt er wird alleine durch den Druck der Saiten auf seiner Position gehalten. Er wird mittig zwischen den F-Löchern (und damit auch mittig zum Griffbrett) positioniert, und zwar üblicherweise auf Höhe der kleinen Einkerbungen, die man am langgezogenen Bogen der F-Löcher findet ("F-Loch-Kerben").

Da der Steg einiges an Druck aushalten muss, wird er meist, wie auch der Boden und die Zargen des Instruments, aus hartem Ahornholz oder einer anderen Hartholzsorte gefertigt.

Wissen kompakt Lieferung von Streichinstrumenten mit nicht aufgestelltem Steg

Die meisten Streichinstrumente, die man über den Onlinehandel erwerben kann, werden nicht spielfertig geliefert. Das bedeutet, dass der Steg der Lieferung als separates Instrumententeil beiliegt und vom Spieler zunächst aufgestellt und angepasst werden muss. In diesem Kontext müssen auch die Saiten des Instruments gespannt und gestimmt werden.

Wirbel

Wirbel sind drehbare Stifte mit konischen Schäften, auf denen die Saitenenden befestigt bzw. aufgedreht werden. Die Saitenspannung wird über die Wirbel justiert und das Instrument hierdurch gestimmt. Während Geigen und Bratschen meist ganz einfache Wirbel haben, verfügen Celli oft über Stimmwirbel mit einem integrierten Getriebe, die eine Feinstimmung direkt über diese Wirbel ermöglichen.

Die Wirbel von Violine, Bratsche und Cello bestehen in der Regel aus Hartholz, die Wirbel des Kontrabasses werden aus Metall gefertigt. Kontrabass-Wirbel haben außerdem ein Gewinde und eine andere mechanische Funktionsweise als die normalen, einfachen Wirbel.

Wirbel sind nicht nur für die Stimmung, sondern auch für die Stimmstabilität des Instruments entscheidend. Der Konus des Wirbels (bei Violinen, Bratschen und Celli) muss mit dem Konus des Wirbelloches übereinstimmen, damit der Wirbel stabil sitzt. Allerdings sind Wirbel natürlich immer auch einem gewissen Verschleiß ausgesetzt, was im Laufe der Zeit zu Veränderungen führen kann.

Wirbelkasten

Das Pendant zur Kopfplatte bei Gitarren ist bei Streichinstrumenten der Wirbelkasten. Er nimmt die Wirbel auf – entweder über Wirbellöcher (Violine, Viola, Violoncello) oder über seitlich befestigte Mechaniken (Kontrabass). Typisch für die Wirbelkästen von Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass ist die Schnecke, die den Abschluss dieses Bauteils bildet.

Zarge

"Zargen" nennt man die Seitenwände des Instruments. Sie werden bei Streichinstrumenten - so wie auch der Boden und der Hals - sehr häufig aus Ahornholz gefertigt. Im Gegensatz zum Boden und zur Decke werden die Zargen mit einem sogenannten Biegeeisen in ihre Form gebracht.

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  1. 1. Einleitung
  2. 2. Violine (Geige)
  3. 3. Viola (Bratsche)
  4. 4. Violoncello (Cello/kleine Bassgeige)
  5. 5. Kontrabass (große Bassgeige)
  6. 6. Vergleichstabelle Streichinstrumente
  7. 7. ausgefallene Streichinstrumente
  8. 8. Aufbau von Streichinstrumenten
  9. 9. Klangerzeugung
  10. 10. Saiten
  11. 11. Bogen
  12. 12. Pflegetipps und -tricks
  13. 13. Instrumentengrößen nach Alter