Welches Digitalpiano eignet sich für Anfänger?
Gerade als Einsteiger sollte man unbedingt darauf achten, dass das Digitalpiano, das man sich anschafft, über eine möglichst gute Klaviatur verfügt. Um von Beginn an ein gutes Gefühl für ein dynamisches, gefühlvolles Klavierspiel entwickeln zu können, sollte das Digitalpiano unbedingt mit anschlagsdynamischen, gewichteten Tasten ausgestattet sein!
Anschlagsdynamik
Anschlagsdynamik bedeutet: Wird eine Klaviertaste sanfter angeschlagen, ist auch der resultierende Ton eher sanft und leise. Je kräftiger man die Taste jedoch anschlägt, desto kräftiger und lauter wird auch der sich ergebende Klang. Während wir im alltäglichen Sprachgebrauch unter "dynamisch" vor allem "schwungvoll" (also eben das Gegenteil von langweilig) verstehen, wird der Begriff "Dynamik" in der Musiktheorie übrigens relativ trocken als die "Lehre von der Tonstärke" definiert.
Darum ist die Anschlagsdynamik so wichtig
Die Anschlagsdynamik, also die Möglichkeit eines akzentuierten Wechselspiels zwischen laut und leise in Abhängigkeit von der Anschlagshärte, führt genau zu dem, was wir uns wünschen: zu einem lebendigen, abwechslungsreichen Spiel mit spannenden Betonungen.
Andersherum könnte man auch sagen: Ein Digitalpiano, das keine anschlagsdynamischen Tasten bietet, kann im Grunde genommen kein wirklich befriedigendes Spielerlebnis bieten – weder für den Digitalpiano-Einsteiger noch für den erfahrenen Klavierspieler.
Anschlagsdynamik: mechanisch vs. elektronisch
Beim akustischen Klavier wird die Härte des Tastenanschlags (bzw. dessen Impuls) über die Mechanik des Instruments weitergereicht, bis sie letztendlich über den Schlag des Hammers auf die Saite umgesetzt wird.
Beim E-Piano wird die Härte des Tastenanschlags über unterschiedliche Parameter elektronisch erfasst (zum Beispiel über das Messen der Geschwindigkeit beim Herunterdrücken der Taste) und danach elektronisch bzw. digital in einen Klang umgesetzt. Dabei gibt es, je nach Güte des Digitalpianos, sehr viele Unterschiede, was die Art und Weise der Erfassung bzw. die Feinheit und Qualität der klanglichen Umsetzung angeht.
Gewichtung
Die Gewichtung ist der leichte Widerstand, den man spürt, wenn man eine Pianotaste herunterdrückt. Dieser Widerstand bzw. diese Trägheit der Taste entsteht durch den Gegendruck, den die Mechanik auf die Taste ausübt.
Die Mechanik ist bei einem akustischen Klavier das gesamte Konstrukt, das durch den Tastenanschlag in Bewegung gesetzt wird und in seiner Bewegungsabfolge darin gipfelt, dass der Hammer eine Saite anschlägt und damit den Ton erzeugt. Um die Mechanik über die Taste in Bewegung zu setzen, ist ein gewisser Kraftaufwand notwendig. Eben dieser Kraftaufwand ist als leichter Widerstand beim Herabdrücken der Taste spürbar.
Gewichtung beim Digitalpiano
Um das Spielgefühl, das man an einem akustischen Klavier hat, möglichst authentisch aufs Digitalpiano zu übertragen, wird die natürliche Gewichtung, die sich bei einem akustischen Klavier automatisch durch die klangerzeugende Mechanik ergibt, bei Digitalpianos simuliert. Zur Simulation dienen – je nach Hersteller – unterschiedliche mechanische Konstruktionen, die als Bauteile den Widerstand einer akustischen Mechanik nachahmen, gleichzeitig aber für die Klangerzeugung (im Gegensatz zum Akustikklavier) keine Rolle spielen.
Beim Tastenmodell von Kawai auf den folgenden beiden Fotos sieht man, wie bei Digitalpianos die Gewichtung akustischer Klaviere nachgeahmt werden kann. Der mit Metall ummantelte "Hammer" simuliert mit seinem Gewicht die Mechanik eines akustischen Klaviers. Drückt man die Taste herunter, wird dieser Hammer über den Hebel, der auf dem Ende der Taste aufliegt, angehoben. Der Kraftaufwand, der hierfür beim Herabdrücken der Taste aufgewendet werden muss, ist nicht besonders hoch, aber spürbar und für ein authentisches Spielgefühl wichtig. Es gibt auch andere Konstruktionen, bei denen sich das Gewicht nicht oberhalb, sondern unterhalb der Taste befindet.
Für Anfänger nicht zwingend notwendig, aber trotzdem gut zu wissen!
Unterschiedliche Gewichtung
Bei akustischen Klavieren sind die Tasten für die tiefen Töne schwerer gewichtet als die Tasten für die hohen Töne. Oder ganz vereinfacht gesagt: Die hohen Tasten "gehen leichter" als die tiefen Tasten. Der Grund hierfür liegt in dem Umstand, dass den tieferen Tasten bzw. tieferen Tönen dickere Saiten zugeordnet sind als den hohen Tönen und zum Anschlagen der tieferen Töne/dickeren Saiten schwerere Hämmer verwendet werden als zum Anschlagen der höheren Töne/dünneren Saiten. Man nennt das "unterschiedliche Gewichtung". Besonders spürbar ist dieses Prinzip bei akustischen Flügeln. Sehr hochwertige Digitalpianos simulieren auch diese Feinheit.
Bleigewichte in Tasten
Um den Kraftaufwand beim Anschlagen der tiefen Tasten eines akustischen Flügels zu mindern (siehe auch "Unterschiedliche Gewichtung"), werden im vorderen Bereich der entsprechenden Holztasten Bleigewichte eingearbeitet. Diese machen die Tasten beim Spielen leichtgängiger, weil die Tasten durch das unterstützende, eingearbeitete Gewicht leichter herabgedrückt werden können.
Druckpunktsimulation
Drückt man die Taste eines akustischen Klaviers oder Flügels sachte herunter, spürt man etwa "auf halbem Weg", also wenn die Taste ungefähr zur Hälfte heruntergedrückt ist, einen Widerstand. Ist dieser sogenannte "Druckpunkt" überwunden, funktioniert die Taste wieder vollkommen leichtgängig. Dieser Druckpunkt entsteht durch einen Hebelvorgang in der Mechanik. Die Konstruktionen von Mechaniken in akustischen Klavieren und Flügeln können unterschiedlich gestaltet sein, aber der Vorgang, der zu besagtem Druckpunkt führt bzw. das Gefühl der Leichtgängigkeit nach Überwindung des Druckpunktes auslöst, ist vom Grundsatz her überall derselbe:
Das letzte Glied/der letzte Hebel innerhalb der Mechanik-"Kette", das den Hammer in Bewegung setzt und ihn auf die Saite schlagen lässt, steht über ein bewegliches Gelenk mit dem Hammer in Verbindung. Das dem Hammer vorgelagerte Element übt Druck auf den Hammer aus, bis dieser sich aus dieser Verbindung löst, gegen die Saite schnellt und sich anschließend wieder in seine Ausgangsposition begibt. Der Punkt, an dem der Druck von dem vorgeordneten Element auf den Hammer am größten ist, ist als "Druckpunkt" beim Herunterdrücken der Taste spürbar.
Bei hochwertigen Digitalpianos wird das Gefühl dieses mechanischen Druckpunktes simuliert. Man nennt dies "Druckpunktsimulation". Die Druckpunktsimulation dient ausschließlich zur Nachahmung eines authentischen Spielgefühls (wie an einem akustischen Instrument) und hat keine klangbeeinflussende Funktion.
Unterschied Gewichtung und Druckpunkt
Viele Menschen verwechseln die Begrifflichkeiten "Gewichtung" und "Druckpunkt" miteinander. Während die Gewichtung dadurch entsteht, dass ein gewisser Kraftaufwand nötig ist, um über das Herabdrücken der Pianotaste die gesamte Mechanik in Bewegung zu setzen, geht es beim Druckpunkt um den Kraftaufwand, der nötig ist, um den Hammer in der letzten Phase des mechanikschen Bewegungsablaufes gegen die Saite zu "schleudern".
Tipp Ein E-Piano ist ein Instrument für die ganze Familie!
Funktionen, die Einsteiger beim Lernen und Üben unterstützen
Weniger ist oft mehr: Beginnt man, Digitalpiano zu lernen, sollte man sich aufs Wesentliche konzentrieren, statt sich mit allzu vielen Funktionen und Effekten abzulenken. Ein geringerer, übersichtlicher Umfang an Features ist für die allermeisten Anfänger sinnvoller und oft auch angenehmer als ein Übermaß an technischen Spielereien. Bereits im mittleren bis teilweise sogar niedrigen Preissegment können Einsteiger sehr gute Modelle finden, die eine hochwertige Tastatur bieten, sich aber hinsichtlich des Umfangs an Sounds usw. eher zurückhaltend zeigen.
Metronom und Aufnahmefunktion
Ein integriertes Metronom ist heute bei Digitalpianos absoluter Standard und auch eine Aufnahmefunktion ist in der Regel vorhanden – je nach Preislage des Instruments in reduzierter oder gehobener Form –, mit der man seine Übungen aufnehmen, sich dann zur Kontrolle anhören oder auch wieder dazu spielen kann.
Twin Piano
Die Funktion "Twin Piano" (je nach Hersteller wird diese Funktion auch als "Duett", "Vierhandmodus" o. Ä. bezeichnet) ist – abgesehen vom reinen Vergnügen, das man damit natürlich auch haben kann – eine praktische Angelegenheit für den Klavierunterricht. Sie teilt die Klaviatur in zwei Hälften, die sich hinsichtlich des Tonumfangs genau entsprechen. Klavierlehrer und Schüler können nun am Piano nebeneinander sitzen – jeder mit seinem eigenen Klaviaturbereich – und beispielsweise Tonabfolgen ohne störenden Platzwechsel demonstrieren bzw. nachvollziehen.
Übungssongs und Lernapps
Auch eine ansehnliche Auswahl unterrichtstypischer Übungsstücke/Lerndemos findet sich bei vielen Einsteigermodellen. Darüber hinaus verfügen zeitgemäße Digitalpianos natürlich auch über die entsprechenden Anschlüsse für externe Geräte. So können beispielsweise Smartphones, iPads und Co. mit dem E-Piano verbunden und Lernapps eingesetzt werden.
Tipp Bluetoothfähige E-Pianos
Immer mehr Digitalpianos sind mit Bluetoothtechnik ausgestattet und können so kabellos mit externen Geräten, wie beispielsweise Tablets, kommunizieren. Der Einsatz verschiedener Lernprogramme oder anderer Goodies ist hierdurch noch bequemer und einfacher.